Sonntag, 21. August 2011

Zauberfeder 6


6. Hündchen

Mein Blick wanderte um die Ecke. Nichts. Nichts war zu sehen. Erleichtert atmete ich aus und machte mich endlich weiter auf den Weg. Ich war nun schon seid drei Monaten Mitglied dieser Werbefirma. Die erste Woche hatte ich noch Glück gehabt, doch in der zweiten Begann mein Albtraum dann schon.
Alvin Licht. Ein früherer Mitschüler von mir arbeitete ebenfalls in dieser Firma. Die erste Woche war er krank gewesen doch seid dem hing er an mir wie eine Klette was ja nicht wirklich schwer war. Nein wirklich nicht. Wir waren Partner und arbeiteten fast immer zusammen. Nur meine Pausen wollte ich genießen was nur selten klappte. Irgendwie spürte Alvin mich immer auf.
Ich selber behaupte ja der hat einen Karlos-Schnupper-Radar. Carlos das war dem zu Folge ich. 1.85 groß. Strubbelige Ohr lange Haare, grüne Augen. An sich war ich das was viele Frauen als Traummann betitelten. Ja ich konnte auch an jeder Hand mindestens fünf Frauen haben.
„Carlos“, quietschte es hinter mir auch schon und keine zwei Sekunden später hing ES an mir. Alvin Licht. Einen Kopf kleiner als ich selber, Feuer rotes Haar mit blauen Augen gespickt. Ein weiches etwas feminines Gesicht und das wichtigste, er war Schwul. Stockschwul und das sah man deutlich an seinen Klamotten. Den Chef störte das nicht. Aber mich.
Welcher Hetero, ich betone HETERO Typ war schon gern das Opfer eines Schwulen. Wieder mal waren Alvins Klamotten sehr Hauteng und Figur betonend. Auch ab und zu einen Touch Pink ließ er sich nicht nehmen. „Verbringen wir die Pause zusammen Carlos?“, fragte Alvin auch schon mit strahlenden Augen. Ja wie immer. „Nein ich gehe eine Rauchen“, murrte ich und versuchte meinen Arm von ihm zu befreien. Doch Alvin dachte wie immer nicht daran mich frei zu geben, ließ sich mit bis zum Raucherraum schleifen.
Doch da blieb er wie immer davor stehen. Eigentlich war ich nur im Raucherraum vor diesem Mann sicher. Alvin war absoluter Nichtraucher und nörgelte immer das ich zu sehr nach Rauch riechen würde, obwohl ich doch viel besser Roch. Ich frage mich ja eigentlich immer noch wieso dieser Mann sich nicht jemanden anders suchen konnte, jemand der genauso Schwul wie er war. Aber heute würde es hoffentlich das letzte mal sein. Ich hatte nämlich schon einen Plan um mich zu befreien.
Während ich mir also eine Zigarette ansteckte ließ ich meinen Blick kurz über die Kollegen gleiten. „Haben sie Alvin wieder vor der Tür stehen gelassen?“, fragte eine Frau belustigt und blickte auch zu besagten. „Er raucht nicht, nicht mein Problem“, brumme ich nur und inhaliere den beruhigenden Rauch. „Wenn man ihn so ansieht könnte man glatt an ein Hündchen denken was auf sein Herrchen wartet“, lachte ein anderer männlicher Kollege nun und kurz wanderte mein Blick zu Alvin rüber.
Dieser hatte sich draußen auf eine der Bänke gesetzt. Ich verfluchte es manchmal das der Raucherraum nur ein Glaskasten war der den Einblick gewährte. Alvin hatte den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen geschlossen. Die Beine hatte er weit von sich gestreckt. Ja Alvin kam ihm wirklich manchmal wie ein Hündchen vor. Immer wackelte er ihm nach. Es mochte ja ganz niedlich sein, doch es nervte ihn einfach nur.
„Ja stimmt. Alvin hängt ja sehr an ihnen“, das war dann wohl an mich gerichtet. „Mag sein. Wir kennen uns noch aus der Schulzeit“, zuckte ich mit den Schultern. „Armer Alvin. Es ist doch immer wieder Schade das er sich immer an Männer hängt die nichts mit ihm Anfangen können“, lächelte die Kollegin sacht und drückte ihre Zigarette aus nur um dann mit einem Gruß den Raum zu verlassen.
Alvin sah auch sofort auf als er die Tür vernahm, doch noch war ich nicht fertig. Alvin schien auch etwas enttäuscht das es nur eine Frau war die gerade raus trat. Schließlich aber gab es keinen Aufschub mehr. Ich hatte bereits zwei Zigaretten intus. Das war die Höchstgrenze die ich mir selber gesetzt hatte. Ich wollte nämlich langsam aufhören oder meinen Konsum zumindest reduzieren.
Gerade als ich den Glaskasten verließ erhob sich auch Alvin eilig. Strahlend kam er mir entgegen. „Endlich. Ich dachte schon du würdest noch eine dritte rauchen“, grinste Alvin doch ich trat einfach mit einem Bogen an ihm vorbei. „Hast du Hunger Carlos? Ich habe uns etwas mit gebracht“, fragte Alvin und ließ sich nicht beirren, schmiss sich wieder an mich ran. „Lass das doch endlich mal“, knurrte ich darauf nur und versuchte meinen Arm zu befreien. „Aber ich will dir doch nur etwas nah sein. Ich weiß. Lass uns doch nach der Arbeit Essen gehen. Ich lade dich auch ein. Ich wollte schon immer mal in das Lotus, aber alleine ist es nicht schön“, plapperte Alvin auch schon los. Zusammen betraten wir auch unser Büro.
„Nein. Keine Zeit. Ich habe ein Date nachher. Außerdem wie oft soll ich dir noch sagen du sollst mich nicht an machen. Ich bin Hetero“, knurrte ich und schüttelte ihn endlich ab, ließ mich seufzend auf meinem Bürostuhl nieder. „Ein... ein Date?“, fragte Alvin mich und schien etwas unsicher. „Ja. Ein Date. Ein Date mit allem drum und dran“, erklärte ich und wagte es nicht Alvin auch nur an zu sehen. Warum? Das wusste ich gerade auch nicht. „Du hast ein richtiges Date mit... mit einer Frau?“, schluckte Alvin und ich konnte ihm anhören das er nicht sehr erfreut darüber war. „Ja genau. Ich war viel zu lange nicht mehr mit einer Frau aus. Das sollte ich ändern und heute ist mein erstes Date wieder“, erklärte ich und machte den Bildschirm meines PCs wieder an.
Schnell ablenken und so tun als wäre ich beschäftigt. Von Alvin kam auch nichts mehr und als ich kurz hoch sah, saß dieser auf seinem Platz und arbeitete schweigend. Scheinbar hatte Alvin es endlich begriffen. Ich atmete stumm und erleichtert aus.
Wenig später war dann auch schon Feierabend und ich machte mich fertig. Mein Date. Kati wollte unten auf mich warten. Als ich aus dem Fahrstuhl stieg, folgte Alvin mir schweigend. Das war eigentlich nicht wirklich seine Art aber ich ließ mich nicht stören, steuerte direkt auf Kati zu und begrüßte sie mit einem Bussi rechts einem Bussi links auf der Wange.
„Wartest du schon lange süße?“, fragte ich auch direkt, wusste das Alvin nah genug stand um es mit zu hören. „Es geht. Aber las uns jetzt gehen. Ich friere langsam“, flötete sie und hakte sich bei mir unter. „Natürlich. Wo möchtest du heute denn Essen gehen?“, fragte ich sanft. „Im Lotus“, strahlte sie auch sofort und ich nickte zustimmend, wusste das Alvin da ja eigentlich mit mir hin wollte. Kurz nur warf ich einen Blick auf eben diesen, doch Alvin stand mit gesenkten Kopf da, die Hände geballt. Seine Haare fielen ihm dabei ins Gesicht.
„Kommst du Carlos Darling“, hauchte Kati und sah ihn Kokett dabei an. „Ja. Los Geht's“, und damit verschwanden wir auch. Alvin ließen wir allein zurück. Irgendwie bekam ich den Abend über Schuldgefühle. Ich war mit Kati auch ins Lotus gegangen aber nicht wie Alvin vorgemacht um ein Romantisches Dinner zu halten, sondern weil sie mit mir über ihren Freund reden wollte. Sie war schon seid zwei Jahren glücklich verheiratet und wir beide eigentlich nur beste Freunde.
Sie half mir gerne mal wenn ich Probleme damit hatte Frauen wieder los zu werden. Mit ihrem Mann James verstand ich mich auch sehr gut. Wir gingen gerne mal einen zusammen trinken. „Heute durfte ich dich also mal vor einem Mann retten. Carlos du bist immer wieder für Überraschungen gut“, lachte Kati als wir beide am Wein nippten. „Ja. Das war mir auch neu. Er verfolgt mich schon seid ich meinen Job begonnen hatte“, seufzte ich Kopfschüttelnd. „Ich glaube ihm hast du das Herz auf jeden Fall gebrochen. Er sah aus wie ein getretenes Hündchen“; seufzte Kati. Sie hatte ihn die ganze Zeit wohl gut beobachtet.
„Na dann wird er mich hoffentlich nicht mehr anschwulen“, war mein trockenes Kommentar. Der Abend verging recht schnell.

Am nächsten Tag schien Alvin wirklich von mir Kuriert zu sein. Er grüßte mich kurz und knapp und sprach ansonsten nicht mit mir. Er ging mir auch in den Pausen aus dem Weg und folgte mir nicht mehr überall hin. Erst gefiel es mir auch sehr gut. Die Fragen der Kollegen ob wir Streit hatten wischte ich einfach von mir. Aber auch die ganze Woche und die nächste ignorierte Alvin mich förmlich.
Mir wurde von Tag um Tag schwerer ums Herz. Es schien als würde ich seine Anwesenheit um mich herum ziemlich vermissen. Wieso aber sollte ich ihn vermissen? Das war es doch was ich wollte. Kein Alvin der mich anschwulte. Kein Alvin der sich dauernd an mich hängte und auch kein Alvin der mir dauernd im Ohr lag.
Nur leider aber auch kein Alvin mehr der mich mit seinen Witzen und seiner Art zum lachen brachte. Kein Alvin mehr der mich so treu aus seinen blauen Augen her ansah und kein Alvin der mich fragte ob wir was zusammen Unternehmen wollten.
Und auch heute war ich allein in meinem Büro machte mich aber auf den Weg zum Glaskasten. Ich brauchte dringend eine Zigarette. Es waren wieder ein paar Kollegen da. „Heute wieder ohne Alvin unterwegs?“, fragte mich eine der Frauen. „Sieht so aus“, kam es lapidar von mir zurück. „Mir scheint Alvin hat einen neuen Freund“, meinte die zweite mit blondem Haar. „Wirklich?“, fragte die erste mit braunem Haar zurück. Beide schienen ganz begeistert. „Ja er wird in letzter Zeit dauernd von einem großen stattlichen Mann abgeholt. Die beiden sehen echt süß zusammen aus“, lachte die blonde. Doch ich wollte mir das gar nicht weiter anhören.
Ich drückte meine Zigarette aus und verließ den Glaskasten. Alvin sollte also einen neuen haben? Er himmelte nun einen anderen Mann an? Arg. Ich fuhr mir unwirsch durchs Haar. Was ging es mich an? Ich sollte froh deswegen sein. Aber wieso gefiel mir der Gedanke einfach nicht das Alvin jetzt jemanden anders anhimmelte? War ich denn jetzt völlig plemplem?
Als die Arbeit zuende war huschte Alvin auch schon davon. Ich folgte ihm etwas langsamer zum Fahrstuhl. Als wir beide drin waren betrachtete ich ihn von der Seite. „Und? Was machst du heute?“, fragte ich bevor ich auch nur drüber nachgedacht hatte. Etwas erstaunt sah Alvin mich auch an. Ich schollt mich in Gedanken einen Vollidioten. Das hörte sich ja nach sonst was an.
„Ich gehe mit Tim aus. Is ja Wochenende“, meinte Alvin dann aber nur Schulterzuckend. Ja ich kannte Tim. Tim war schon seid der Schulzeit ganz scharf auf Alvin gewesen. Mein Gesicht verfinsterte sich deswegen auch. Damals hatte ich Alvin immer vor Tim Schutz geboten, als guter Freund natürlich nur.
„Hat er dich also doch rum bekommen“, knurrte ich leise und wusste nicht wieso mich das überhaupt interessierte. „Was? Was geht dich das an?“, kam es auch schon aufmüpfig von Alvin der die Hände in die Hüfte stemmte. Doch da war der Fahrstuhl auch schon unten und eilig huschte ich raus. Ich wusste nicht warum ich mich so komisch benahm. Stimmt schon was ging es mich an.
Als ich das Gebäude verließ sah ich Tim auch schon. Er schlang seine Arme um Alvin und küsste beide Wangen zwei mal. Dann wanderten dessen Hände auf Alvins Hintern. Sie lachten beide zusammen und neben her versuchte Alvin die Hand von seinem Hintern zu schieben. Doch Tim platzierte sie immer wieder dort.
Irgendwie wurde ich wütend. Wieso tatschte dieser Kerl Alvin so dreist an? Verwirrt hielt ich inne in meinem Gedanken. Es konnte mir doch egal sein wer Alvin betatschte. Doch dem war leider nicht so. Irgendwie machte es mich mehr als wütend. Irgendwas brodelte tief in mir drin und bevor ich überhaupt nachdenken konnte was ich da tat, trat ich zu den beiden rüber und zog Alvin an den Schultern von Tim weg, gegen meinen Oberkörper. „Mach dich vom Acker Tim Berger“, knurrte ich meinen Ehemaligen Mitschüler an. Dieser schien nicht sehr erpicht. Denn im Gegensatz zu mir war er immer noch sehr schmächtig.
„Ich dachte wir gehen heute weg?“, die Frage war an Alvin gerichtet doch ehe er Antworten konnte übernahm ich das Wort. „Er geht aber heute schon mit mir aus. Komm Alvin“, damit schnappte ich mir dessen Handgelenk und zog ihn mit mir.
Wir liefen schon eine Weile als sich Alvin endlich gegen mich auflehnte. Er zog und zerrte an seiner Hand. „Carlos las mich los. Was soll das überhaupt“, schimpfte Alvin wie ein Rohrspatz. Ich drehte mich auch zu ihm und bellte fast schon „wie kannst du dich von diesem schmierigen Tim an tatschen lassen?“. Hörte sich das jetzt Eifersüchtig an? Jepp. Denn Alvins Überraschte Augen sagten nichts anderes.
„Aber das interessiert dich doch nicht. Du bist doch schließlich Hetero und absolut nicht an mir interessiert. Also muss ich irgendwo anders mein Glück finden“, meinte Alvin und blickte auf meine Hand mit welcher ich seine Immer noch fest hielt. Ich war wohl vom Handgelenk zu dessen Hand abgerutscht.
„Ich weiß“, knurrte ich mich windend, ließ auch endlich dessen Hand los. Ich wollte es zumindest doch Alvin hielt mich fest, verflocht sogar seine Finger mit meinen. „Warst du Eifersüchtig?“, fragte Alvin leise und hatte den Kopf gesenkt. Wieder erinnerte er mich an ein Hündchen welches unsicher war ob es etwas falsch gemacht hatte. Ich konnte nur schweigen.
Was sollte ich darauf auch schon Antworten? Ich war nicht Schwul. Wieso sollte ich also Eifersüchtig sein. Scheiße ja. Ich war Eifersüchtig. Gut ich gebe es zu. Aber ich bin trotzdem nicht schwul. Nein, nein. Während wir schwiegen blickte Alvin immer noch zu Boden. Von meiner Hand ging ein angenehmes kribbeln aus. „Carlos?“, fragte Alvin und blickte schüchtern auf.
Stimmt ja. Ich hab ihm noch nicht geantwortet. „Kann sein“, knurrte ich schließlich doch und spürte eine leichte wärme in meinen Wangen. Auf Alvins Lippen stahl sich sofort ein glückliches strahlen. „Aber ich bin nicht schwul“, knurrte ich sofort abwehrend und befreite meine Hand endlich. Sie fühlte sich sofort kalt an.
„Es reicht mir schon wenn du erst mal nur BI bist. An dem Schwul sein arbeiten wir noch“. Ich dachte meine Ohren hören nicht recht als ich diese Worte vernahm doch kaum hatte ich ihm mein Gesicht zugedreht um mich zu empören da spürte ich schon zwei weiche Lippen auf den meinen.
Keine Frauenlippen die ich bisher geküsst hatte waren so angenehm weih und schmeckten so verlockend. Zwei Arme schlangen sich zusätzlich um meinen Hals, während ich starr in Alvins geschlossene Augen schielte. Meine Arme zuckten etwas doch dann schlangen sie sich um den schlanken Leib, drückten diesen näher. Vorsichtig erwiderte ich den Kuss auch.
Scheiße was tat ich hier eigentlich? Aber es war so verdammte verführerisch. Ich konnte irgendwie nicht aufhören diese süßen Lippen zu kosten. Als wir uns etwas später aber dann doch lösten knurrte ich sofort. „Ich stehe nicht auf Kerle“. „Egal. Solange du auf mich stehst“, schnurrte Alvin und schmiegte sich näher, angelte sich auch direkt meine Lippen wieder. Ich erwiderte gerne. Das würden sie noch mal bereden müssen. Ich stand wirklich nicht auf Kerle... aber vielleicht ja ein kleines bisschen auf Alvin.

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